FAUST I, Prolog im Himmel:
“Die Sonne tönt nach alter Weise, In Brudersphären Wettgesang, Und ihre vorgeschriebne Reise, Vollendet sie mit Donnergang.
Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, Wenn keiner sie ergründen mag; Die unbegreiflich hohen Werke, Sind herrlich wie am ersten Tag.
Und schnell und unbegreiflich schnelle, Dreht sich umher der Erde Pracht; Es wechselt Paradieseshelle, Mit tiefer, schauervoller Nacht;
Es schäumt das Meer in breiten Flüssen, Am tiefen Grund der Felsen auf, Und Fels und Meer wird fortgerissen, In ewig-schnellem Sphärenlauf
Und Stürme brausen um die Wette, Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer, und bilden wütend eine Kette, Der tiefsten Wirkung ringsumher.
Da flammt ein blitzendes Verheeren, dem Pfade vor des Donnerschlags; Doch deine Boten, Herr, verehren, Das sanfte Wandeln deines Tags.
Der Anblick gibt den Engeln Stärke, Da keiner dich ergründen mag, Und alle deine hohen Werke, Sind herrlich wie am ersten Tag.”
by J. W. v. GOETHE